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StadtRaumFestival VIERTELPULS
Krefeld darf sich auf das StadtRaumFestival VIERTELPULS freuen. Vom 19. bis zum 27. September steht vor allem das sogenannte Samtweberviertel rund um die Lewerentzstraße im Mittelpunkt.
Das Besondere daran: Das Festival soll zeigen, wie Stadtentwicklung in einem co-kreativen Prozess gemeinsam mit den Menschen vor Ort entstehen kann. In den letzten Jahren haben neue, experimentelle Wege Stadtentwicklungen zu Gemeinschaftsprojekten werden lassen. Überall auf der Welt entstehen kleine, lokale Bewegungen, die nicht nur das Stadtbild, sondern auch die Bedeutung von Lokalität und Nachbarschaft in der Stadt prägen.
„Unser Viertel pulsiert. – Die Häuser und das Leben in unseren Straßen sind eine bunte Mischung voller Energie und Möglichkeiten.“, bestätigt auch Nicolas Beucker, Initiator und Professor für public & social Design an der Hochschule Niederrhein. „Ziel des Festivals ist es deshalb, in der kulturell vielfältigen, ökonomisch und sozial herausfordernden Krefelder Südweststadt eine lebendige und engagierte Nachbarschaft sichtbar zu machen und ein identitätsstiftendes Umfeld zu generieren.“
Insgesamt entstehen so rund 50 Aktionen – angefangen von gestalterischen Interventionen über nachbarschaftliche Veranstaltungen bis hin zu fachlichen Diskursen. Konzipiert wurden diese sowohl vom Kompetenzzentrum Social Design, Studierenden der Hochschule Niederrhein und dem Institut für Stadtplanung und Städtebau der Universität Duisburg-Essen, sowie von den Nachbarinnen und Nachbarn im Krefelder Stadtteil selbst. Denn das Projekt ist auf bürgerschaftliche Partizipation angelegt und will gerade deshalb auch nachbarschaftliche Projekte und ihr Potential im Viertel sichtbar machen.
Durchgeführt wird das Projekt in enger Kooperation mit der UNS (Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH), der Stadt Krefeld und der Landesinitiative StadtBauKultur Nordrhein-Westfalen. Mit der Fachtagung „Gute Geschäfte – Perspektiven für ungenutzte Ladenlokale“, bringt die StadtBauKultur im Rahmen von VIERTELPULS ein überregional bedeutendes Thema ein und erzeugt eine Strahlkraft des Festivals über die Stadtgrenzen Krefelds hinaus.
Die Fachtagung beleuchtet eindrücklich, wie Projekte, die mit Talenten aus ihrer Nachbarschaft arbeiten und wirtschaften, gleichzeitig auch neue Perspektiven für einzelne Ladenlokale, für Stadtteile und ihre Bewohner bieten können. Vor dem Hintergrund, dass alltägliche Qualitäten, wie soziale Treffpunkte auf der Straße oder einfache Möglichkeiten, sich zu versorgen immer mehr schwinden, ist dies von besonderem Wert. Denn Schrumpfungsprozesse und Veränderungen im Einzelhandel in vielen Kommunen in Nordrhein-Westfalen und bundesweit verursachen ein Überangebot an Ladenlokalen, die im konventionellen Marktgeschehen keine Perspektive mehr haben. Hohe Leerstandsquoten und zunehmende Nutzungen wie 1-Euro-Shops und Spielotheken sind die Folgen dieser Entwicklung und führen schrittweise zu einer Verwahrlosung und Verödung der Quartiere. Auf der Strecke bleiben dabei die urbanen und sozialen Qualitäten im Umfeld, die vorher maßgeblich durch kleinteiligen Einzelhandel und lokale Dienstleister bestimmt wurden.
Die Fachtagung diskutiert deshalb kreative Lösungsansätze und privatwirtschaftliche Geschäftsmodelle, aber auch gemeinnützige Unternehmungen und kommunale Strategien, die mit der Belebung von Straßen und ungenutzten Ladenlokalen wieder ein Mehr an Lebensqualität im Quartier erzeugen.
Diese Modelle und ihre Entstehungsgeschichte können ganz unterschiedlich sein: Für manche steht das soziale Zusammenleben im Quartier im Mittelpunkt: Für solche Projekte sind finanzielle Einnahmen oft nur als Möglichkeit interessant, die eigenen Aktivitäten zu verstetigen. Andere suchen tatsächlich nach einem gewinnorientierten Geschäftsmodell, von dem sie im Idealfall auch leben können. Zwischen diesen Polen gibt es viele Zwischenformen – ihnen allen gemein ist jedoch, dass sie mit ihren Aktivitäten dazu beitragen, leere Räume in den Straßen neu zu nutzen und so neues Leben ins Quartier bringen. Hier entsteht die Verbindung zum Anliegen von VIERTELPULS.
Mit den herkömmlichen Kategorien des Einzelhandels und der Nahversorgung ist dieser Beitrag kaum zu fassen: Er ergibt sich aus einem Mehrwert für das Quartier und kann so vielfältig ausfallen wie die Unternehmungen unterschiedlich sind: Mal wird ein neuer, sozialer Treffpunkt geschaffen, mal finden Senioren eine neue Aufgabe, in dem sie ihre handwerklichen Fähigkeiten in den Dienst eines Projektes stellen, mal sorgen persönliche Ansprechpartner für ein solides soziales Netz im Quartier, mal lernen die „Jungen“ von den „Alten“ und mal entstehen nachhaltige Geschäftsmodelle, die sogar neue Arbeitsplätze schaffen.
Sie alle können im besten Falle dazu beitragen, dass ein Stadtviertel nachhaltig aufgewertet wird. Und sie alle machen im September die Vielfalt der Möglichkeiten am Puls des Viertels deutlich, benennen typische Hürden, tauschen sich zu erfolgreichen Strategien aus und geben ihre Ideen weiter. – Damit Stadtentwicklung auch weiterhin am Puls der Zeit bleibt.
Weitere Informationen unter:
www.viertelpuls.de
www.stadtbaukultur-nrw.de